Nachhaltig leben mit Katzen, geht das überhaupt? Für mich waren Haustiere schon immer der Inbegriff eines nachhaltigen bzw. naturnahen Lebensstils, da ich mit ihnen die Natur und Zeit im Freien verbinde. Dass Tiere ganz schön viele Emissionen verursachen, kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Und bevor ich auch nur ansatzweise an diese Emissionen gedacht habe, konnte ich meinen Mann davon überzeugen, dass zwei Katzen bei uns einziehen. Damals noch kinderlos, war es für mich das bis dahin größte Glück endlich wieder eigene Haustiere zu haben, nachdem ich in meiner Kindheit dauerhaft von geliebten Tieren umgeben war.
So gingen wir in ein Tierheim in der Nähe und suchten uns ein, mit damals sechs Jahren, altes Geschwisterpärchen aus, das niemand haben wollte und schon lange sein Dasein in einem winzig kleinen Raum fristete. Hänsel und Kretel, von uns zu Hakan und Katy umgetauft, entpuppten sich als die liebsten und verschmustesten Katzen die die Welt je gesehen hat. Leider jedoch auch als große Klimaschweine. Denn: Eine Katze verursacht einen jährlichen CO₂-Ausstoß, der mit einer rund 1.200 km langen Autofahrt vergleichbar ist. Meine romantische Vorstellung von einem nachhaltigen Leben geriet in große Gefahr.
Da wir Katy und Hakan aus dem Tierheim adoptiert haben (und sie beide kastriert sind), konnte ich mein ökologisches Gewissen insofern etwas beruhigen, als dass es keinen großen Unterschied macht, ob nun das Tierheim Futter für sie besorgt oder wir. Dennoch war nach dieser Hiobsbotschaft mein Öko-Ehrgeiz geweckt. Ich würde alles daran setzen Katy und Hakans ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und nachhaltig mit Katzen zu leben möglich zu machen. Dass sie mir dabei das Leben zur Hölle machen würden, konnte ich noch nicht ahnen…
“Nachhaltig leben mit Katzen” Herausforderung Nummer 1: Das richtige Katzenklo finden (wenn man eigentlich versucht jedes Gramm Plastik zu vermeiden)
Was mich bereits an Tag 1 unfassbar nervte war das Katzenklo, denn die Ausdünstungen und die tägliche Reinigung hatten großes Potenzial, unsere Freude an den neuen Mitbewohnern zu dämpfen. Ziemlich schnell machte ich mich also daran, die Katzenklo-Situation zu verbessern. Da wir in einer Wohnung lebten, musste es zwangsläufig innerhalb der Wohnung stehen, daran konnten wir nichts ändern.
Da ich gelesen hatte, dass manche Katzen sehr ungern geschlossene Katzenklos benutzen, hatte ich vor dem Einzug der beiden, ein offenes Katzenklo gekauft. Mein Öko-Herz blutete natürlich etwas, als ich dieses ziemlich hässliche Plastikteil kaufte, doch anders ging es ja kaum und schließlich war es eine einmalige Anschaffung. Wie sehr ich mich doch täuschte….
Denn schon an Tag 1 zeigte Hakan uns, wie unfassbar unbegabt er darin war, ein Katzenklo zu benutzen. Er hockte sich ans hintere Ende und der gesamte Haufen ging hinter das Katzenklo. Mein Mann fing an sein Zugeständnis, dass wir uns Katzen holen, umgehend zu bereuen und auch ich war nicht besonders begeistert. An Tag 2 machte Hakan seinen Haufen dann auf den Rand, so dass der Rand vollgeschmiert war und ein Teil des Haufens auf den Boden tropfte (dass der Umzug bei ihm Nervositäts-Durchfall ausgelöst hatte, machte die Sache nicht besser).
An Tag 3 beschloss ich, dass es mir vollkommen egal war, ob unsere Katzen klaustrophobische Zustände in einem geschlossenen Katzenklo bekämen und kaufte umgehend ein Katzenklo mit Haube. Scheinbar war dieses spezielle Katzenklo immer noch nicht geeignet für Hakan: Er ging hinein, ließ seinen Hintern aus der Öffnung hängen und setzte den Haufen direkt vor das Katzenklo und trat zu allem Übel noch in den Haufen hinein, als er panisch versuchte das Katzenklo (welches wohl wirklich klaustrophobische Zustände auslöste) zu verlassen. Na prima…
Da Hakan auch an Tag 5 nicht in der Lage war das Katzenklo ordentlich zu benutzen (seine Schwester Katy erwies sich ausnahmsweise als begabter), kaufte ich das größte Katzenklo mit Deckel was ich finden konnte.
Nach etlichen Experimenten landete also ein Raumschiffartiges Monstrum mit Deckel in unserem kleinen, schlauchartigen Badezimmer (leider direkt vor der Heizung – der Grund weshalb sie nur genau einmal angeschaltet war, während wir dort wohnten. Wer denkt, die normalen Ausdünstungen sind unerträglich, stelle sich das Ganze mal erwärmt vor…).
“Nachhaltig leben mit Katzen” Herausforderung Nummer 2: Nachhaltiges Katzenstreu, das Gerüche absorbiert und das die Katzen auch wirklich benutzen
Nun hoffte ich, dass ich wenigstens durch die Wahl des Streus, das Saubermachen erträglicher machen und die Gerüche verringern konnte. Dass die Auswahl an Katzenstreu so riesig ist, half bei der Entscheidungsfindung nicht wirklich. (Wenn ihr noch auf der Suche nach dem richtigen Streu seid, können vielleicht die Ergebnisse von Stiftung Warentest und diese Zusammenfassung von Öko Test helfen). Meine große Hoffnung war Silikatstreu, welches Gerüche wohl unglaublich gut absorbieren soll. Leider wurde diese Hoffnung sehr schnell zerschlagen, als ich las, dass dieses Streu noch schlechter für die Umwelt sein soll als das herkömmliche Klumpstreu.
Zweiter Hoffnungsträger war das Katzenstreu aus Holzpellets, ein nachhaltiges Katzenstreu, welches sowohl biologisch abbaubar ist und auch praktischerweise über die Toilette entsorgt werden kann. Zudem haben die Streusäcke ein geringeres Gewicht und verursachen dadurch geringere Emissionen bei Herstellung und Transport. Klingt fantastisch, oder?
Schade nur, dass ich Katy und Hakan nicht fragen konnte, bevor ich das Experiment wagte. Denn hätten sie uns vorgewarnt, dass sie uns für die ganze Dauer, die wir Holzpelletstreu benutzen, auf den Badvorleger scheißen würden – nunja, wir hätten wohl auf diesen Teil des Experiments verzichtet.
Nachdem ich dieses Experiment als fehlgeschlagen bezeichnen konnte, gab ich jedoch nicht vollständig auf, denn das Katzenstreusortiment ist groß und meine Experimentierfreude war noch nicht erschöpft (sie würde sehr bald, sehr erschöpft sein, aber das ahnte ich noch nicht). Auf die Holzpellets folgte Klumpstreu aus Pflanzenfasern (die Häufchen landeten weiter auf dem Vorleger), dann besonders feinkörniges Klumpstreu (die Haufen landeten endlich wieder im Katzenklo, doch das Streu verteilte sich noch stärker in den Wohnung als die anderen, weil es an den Pfoten hängen blieb), bis wir schließlich wieder beim bewährten Klassiker angelangt waren: stinknormales (zum Glück auch günstiges) Klumpstreu.
“Nachhaltig leben mit Katzen” Herausforderung Nummer 3: Vielleicht können wir den beiden ja wenigstens nachhaltiges Katzenfutter kaufen?
Nachdem wir also beim Versuch das Katzenklo nachhaltiger zu gestalten kläglich gescheitert waren, dachte ich, dass wir doch wenigstens beim Futter irgend etwas machen könnten, und beschloss nachhaltiges Katzenfutter zu kaufen. Ich las, dass Trockenfutter nachhaltiger sein soll als Nassfutter. Auch dieses Experiment mussten wir wir vorzeitig abbrechen – diesmal jedoch aus Tierschutzgründen. Und auch der Lärmpegel der ausgehungerten Katzen vor ihrem vollen Napf mit biologischem Trockenfutter war am zweiten Tag nicht mehr zu ertragen.
Also musste ich wohl anderes nachhaltiges Katzenfutter finden und so probierte ich sämtliches biologisches Nassfutter, dass der Markt so hergab. Leider haben unsere Katzen einen sehr sensiblen Magen. Sie fraßen das Nassfutter zwar, erbrachen jedoch regelmäßig das unfassbar teure Futter, bevorzugt auf unser Sofa oder den Teppich. Also wieder zurück zu dem konventionellen Futter, welches sie schon im Tierheim bekommen hatten – Mission “nachhaltiges Katzenfutter” gescheitert.
Ein letzter Versuch …
Vielleicht könnten die Katzen ja einfach weniger fressen? Schließlich kannte ich bis dahin keine Katze, die morgens, mittags und abends jeweils eine ganze Tüte Nassfutter brauchte. Wir starteten mit dem Experiment ihnen statt 3 Tüten täglich nur jeweils 2,5 Tüten zu füttern. Das klappte jedoch nur, wenn wir kurz nach der nun halben Mittagsportion nicht zuhause waren. Die vorwurfsvollen Klagelaute grenzten fast schon an emotionale Erpressung. Auch dieses Experiment beendeten wir nach kurzer Zeit erfolglos.
Und heute? Wir haben den Traum vom “Nachhaltig leben mit Katzen” begraben und machen mittlerweile einfach das, was wohl die meisten Katzenhalter:innen tun: genau DAS was die Katzen wollen! Ihr scheißt nur in das mittelkörnige Klumpstreu vom dm? Ihr braucht dringend jeweils 3 Tüten Nassfutter, gleichmäßig über den Tag verteilt? Trockenfutter könnt ihr nicht ausstehen und kotzt es sowieso immer nur aus? Bitte, so soll es sein, Euer Wille geschehe! Mir ist das Leben definitiv zu kurz um mich an Dingen abzuarbeiten, die ich sowieso nicht ändern kann (bei Kindern ist es manchmal sehr ähnlich, siehe Beitrag hier). Und mal ganz im Ernst: wer bitte hat es schonmal geschafft, bei einer Katze seinen Willen durchzusetzen???
Was aber jetzt schon feststeht… nach Katy und Hakan wird es keine Katzen mehr in unserem Haushalt geben, das musste ich meinem Mann schon vor langer Zeit versprechen. Vielleicht holen wir uns irgendwann mal einen kleinen Hund (aus dem Tierheim natürlich) oder wir halten Kaninchen im Garten (die haben einen fast schon vernachlässigbaren CO₂-Ausstoß von unter 0,1 Tonnen). Aber so süß Katy und Hakan auch sind, sie sind mindestens genauso anstrengend…
Bis dahin muss ich also unseren Versuch “Nachhaltig leben mit Katzen” als gänzlich gescheitert verbuchen. Doch vielleicht lassen sich ja wenigstens ein paar Kleinigkeiten etwas nachhaltiger gestalten? Kleinigkeiten, die Katy und Hakan nicht großartig interessieren und deren Gelingen daher nicht von ihrer Gunst abhängen. Wie z.B. das Aufwischen der Katzenkotze mit Baumwolllappen, statt mit Wegwerf-Küchentüchern? Welche Mülltüten wir für das Katzenstreu benutzen? Dazu mehr hier.
Wie geht es Euch mit Euren Katzen? Habt ihr Euch auch schon mal an einen ähnlichen Versuch gewagt? Akzeptieren Eure Katzen nachhaltiges Katzenstreu und nachhaltiges Katzenfutter? Oder haben sie genau wie unsere sehr unnachhaltige Vorlieben? Erzähle mir gerne mehr davon in den Kommentaren oder verlinke mich auf insta 🙂
xD so gut! Vor allem, wenn man die Zwei auch noch kennt (die Klagelaute sind wirklich herzzerreißend!).